Schafberg

Flugerlebnis Schafberg

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Seit Tagen wandert mein Blick über den türkisblauen Wolfgangsee, die Südflanke des Schafberges hinauf. Von unten betrachtet bietet sich der grüne Rücken geradezu zum Starten mit dem Gleitschirm an. Den ein oder anderen habe ich hier in den letzten Tagen auch schon starten sehen. Seitdem brennt es mir unter den Nägeln, den Berg in mein Flugbuch eintragen zu können. Der Wolfgangsee mit dem weltbekannten Ort St. Wolfgang liegt im Norden Österreichs im Salzkammergut. Salzburg ist nur eine Autostunde entfernt. Von St. Wolfgang schnauffen stündlich die nostalgischen Zahnradzüge der Schafbergbahn in langgezogenen Serpentinen hinauf. Schon am Morgen sind die Züge vollgepackt mit unzähligen Touristen. Der Schafberg zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region. Sektrecht brechen hier die schroffen Felskanten auf der Nordseite ab. Sanft erstrecken sich die Wiesenflanken auf der Südseite. Ein Kontrast der seines Gleichen sucht. Heute ist für mich der Tag der Tage. Schon am Vorabend habe ich meine Familie auf meinen Ausflug vorbereitet. Das Wetter passt. Der Wind soll laut Wetterbericht auch mitspielen, ehe die nächste Front reindrücken soll. Schon seit einiger Zeit haben wir uns mit Campingbus und Wohnwagen auf dem Campingplatz Seecamping Primus in Gschwandt auf der Südseite des Wolfgangsees niedergelassen. Einen Campingplatz in der Nähe des Landeplatzes gibt es auch. Hier hat uns aber der größere Strandbereich mehr zugesagt. Dafür gilt es jetzt die Strecke vom entfernten Campingplatz zum Landeplatz mit einem Gefährt zurückzulegen. In der Nähe des Landeplatzes führt eine kleine Fähre von Reith nach St. Wolfgang. Ich entscheide mich für das Fahrrad als erstes Transportmittel. Allein weil ich keine Lust habe das Aufstelldach des Campingbusses abzubauen und das Gefährt fahrfertig zu machen.

Mit Sack und Pack mach ich mich nach einem gemütlichen Frühstück in bereits warmen Morgensonne auf den etwa 3 Kilometer langen Weg. Erstes Ziel die kleine Fähre neben dem Landeplatz und Campingplatz in Reith. Ab 9.00 Uhr kann man von hier aus bequem das nördliche Seeufer bei St. Wolfgang erreichen. 3.-€ kostet die Überfahrt für mich und 50 Cent für mein Fluggerät. Finde ich einen fairen Preis. Ansonsten müsste ich den See umfahren und mir einen Parkplatz in St. Wolfgang suchen. Von der Anlegestelle in St. Wolfgang sind es knapp 5 Minuten zu Fuß bis zur Talstation der Schafbergbahn im Ortszentrum von St. Wolfgang. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das haben sich allerdings wohl auch andere gedacht. Eine Traube Touristen wartet schon auf die erste Fahrt. Vor dem richtig großen Touristenansturm ergatter ich mir noch ein Ticket in der historischen Zahnradbahn. Auch hier erscheinen mir die knapp 20.-€ für die Bergfahrt als angebracht. Schließlich dauert die Fahrt auf den Schafberg knapp eine dreiviertel Stunde. Zunächst tuckert die Bahn durch dichten Wald, ehe sich der Ausblick oberhalb der Waldgrenze endlich öffnet. Schnell wird mir klar warum der Berg bei den Besuchern so beliebt ist. Bereits aus den Fenstern der Bahn hinaus ist der Blick atemberaubend schön. Vorbei geht es an der Schafbergalm, durch schmale Felsschneisen und dunkle Tunnel. Wer erst am späten Vormittag den Weg bergauf antreten möchte tut gut daran ein Ticket telefonisch vorzubuchen. Dann dauert es nicht mehr lang, bis der Zug in den Bahnhof auf der Schafbergspitze einfährt. Von hier aus öffnet sich der Blick bis weit in Tennengebirge. Dieser Ausblick mit der Seenlandschaft im Tal sucht seines Gleichen. Allerdings passt der Wind nicht. Hammermäßig haut es Ablösungen die Ostflanken hinauf. Alles sieht nach einem schönen Ausflug und nicht nach einem Fluerlebnis aus. Ich bin gespannt, ob sich an der Windsituation im Laufe des Tages noch etwas ändert. Es ist ja noch früh am Tage. Zeit genug, sich die Füße nach der langen Fahrt etwas zu vertreten. Mich fasziniert die steil abfallende Nordseite und der Blick über den Mond- und den Attersee. Von der Sonnenterrasse des Bergrestaurants habe ich den Wind am Startplatz bestens im Blick. In der Sonne ist das Schlürfen meines Cappuccinos ein doppelter Genuss. Es geht auf die Mittagszeit zu. Langsam hat sich die Sonne Richtung Süden vorgekämpft. Die süd- bis südwestlich ausgerichteten Wiesenflanken des Startplatzes stehen nun im perfekten Winkel zu Sonne. Es dauert nicht lange und die erste Thermikblase erreicht das Gipfelniveau aus dem Süden. Ab und an drückt aber auch noch eine Ablösung von der Ostseite durch. Doch diese Ablösungen werden immer schwächer und seltener. Ich merke, wie ich langsam innerlich unruhig werde. Das ist ein gutes Zeichen. Zeit das gemütliche Beisammensein zu beenden. Für Hektik gibt es keinen Grund. Also pack ich gemächlich zusammen. Schnell trag ich noch den bereits verdauten Cappuccino weg. Mit dem Fluggerät auf dem Rücken dackel ich gemächlich zum Startplatz. Viele Besucher ahnen bei der Größe meines Rucksackes bereits was ich vorhabe. Schnell finden sich die ersten Schaulustigen am Startplatz ein. Der Wind wird immer besser und konstanter. Ein Start ist jetzt jederzeit möglich. Es dauert nicht allzu lange, dann liegt mein Schirm startbereit im Gras. Die thermischen Ablösungen werden kräftiger. Ich entscheide mich nicht lange zu warten. Wer weiß, was der Wind heute noch so zu bieten hat. Deshalb starte ich in die nächste Blase rein. Perfekt lässt sich mein Pico im Gegenwind aufziehen. Zwei Schritte und ich bin in der Luft. Bereits nach dem Abheben zupfen die Aufwinde an meinen Flügelenden. Im Geradeausflug habe ich in wenigen Augenblicken den Gipfel überhöht. Die Thermik ist konstant, sodass ich schnell Höhe machen kann. Aus der Vogelperspektive genieße ich den einmaligen Ausblick über das herrliche Landschaftsbild ausgiebig. Mein Vario piepst  unaufhörlich. Dieser Klang ist eine Wohltat für mein Trommelfell. Meine Gopro haut ein geniales Bild nach dem anderen durch. Einige Zeit nutze ich die Aufwinde. Dann mach ich mich auf den Weg zum See. Der Überflug über den See ist ein Traum und erfolgt normalerweise an der engsten Stelle. Winzig klein schaukeln die Motor- und Segelboote auf dem See. Ein kurzer Abstecher über den Campingplatz muss sein. Die knapp 1.200 Meter Höhenunterschied lassen den ein oder anderen Abstecher zu. Winkend mach ich meine Familie vor dem Wohnwagen aus. Ich drehe einige Kreise. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Dann ist es auch schon Zeit Abschied zu nehmen, um zum Landeplatz an der Überfahrt vor zu fliegen. Die Landewiese gehört zum Besitz des kleinen Fährbetriebes. Die Erlaubnis zum Landen hab ich mir bereits am Morgen bei der Überfahrt gleich mit eingeholt. Der Landeplatz ist so groß, dass auch jetzt immer noch kein Stress bei mir aufkommt. Ich setze zur Landevolte an. Sanft gleitet meine Plastiktüte im Endanflug aus und kommt kurze Zeit später auf der gemähten Wiese zum Liegen. Ich verharre eine Weile in Landestellung um das Glücksgefühlt richtig wirken zu lassen. Lange halte ich diese Stellung allerdings nicht aus. Denn kaum ist der angenehm kühlende Fahrtwind weg, trifft mich die brütende Hitze im Tal wie ein Hammer. Die Sonne brutzelt auf meine schwarzen Klamotten und brät mich wie ein Spiegelei. Ich flüchte unter einen nahe gelegenen Baum, der mir willkommenen Schatten spendet. Schnell streife ich mir die Flugausrüstung vom Leib. In der Kühle des Schattens sammele ich beim Zusammenlegen schnell neue Kräfte. Schließlich steht noch die Heimfahrt mit dem Fahrrad zurück zum Campingplatz an. Das kühle Nass des Wolfgangsees vor Augen, meister ich auch die letzte Etappe meines Tagesausfluges bei mittlerweile 34 Grad im Schatten mit dem Rad tapfer. Auf dem Campingplatz erwartet mich schon meine Familie im Badeoutfit. Mit diesem erlebnisreichen Flug im Gepäck schweift mein Blick kurze Zeit später aus dem erfrischenden Nass entspannt über den See, die Wiesenflanken empor zu 2 Fliegerkollegen, die auch noch den Weg auf den Schafberg zu einem späteren Zeitpunkt angetreten sind und sich jetzt noch vor den Flanken des Schafberges halten können.

Geländebeschreibung Schafberg:
Land: Österreich
Region: Salzburg
Ort: A-5360 St. Wolfgang
Anreise: Westautobahn A1 aus Richtung Wien kommend bis zur Abfahrt Mondsee; Westautobahn A1 aus Richtung München/Salzburg kommend bis zur Abfahrt Mondsee/Wolfgangsee und weiter auf der B154 bis St. Gilgen am Wolfgangsee.
Vignette auf österreichischen Autobahnen erforderlich. Alternativ: Bundesstraße von Salzburg über Hof, Fuschl zum Wolfgangsee.
Eignung: GS
Charakter: einfach – mittel
Start:
1. Schafberg, S-SW, GS, NN 1.712 m, N 47°46’35.21″ E 13°25’54.50″, Wiesenstartplatz nordöstlich der Bergstation unterhalb der kleinen Hütte.
Flug: Thermikflüge, Streckenflüge, Genussflüge, Soaringflüge.
Landung:
1. Abersee, GS, NN  544 m, N 47°44’08.36″ E 013°25’45.66″
Große Landewiese in Abersee neben dem Campingplatz. Nur auf gemähten Flächen landen. Vor dem Landen Erlaubnis beim Bauernhof am Zugang zur Überfahrt (Fähre)  bzw. an der Fähre einholen.
Gebühren: keine Landegebühr.
Kontakt:
Flugschule Salzkammergut
Flachbergweg 46
A-4810 Gmunden
Tel: +43-(0)7612-73033,
Mobil: +43-(0)664-1116099
flugschule@paragleiten.net
http://www.paragleiten.net
Bergbahn:
Salzkammergutbahn GmbH
Markt 35
A-5360 St. Wolfgang
Tel: +43/(0)6138/2232-0
berg.schiff@schafbergbahn.at
http://www.schafbergbahn.at
Wetter/Webcam: s. Bergbahn
Informationen:
Wolfgangsee Tourismus
Mondsee Bundesstraße 1 A
A-5340 St.Gilgen
Tel. +43 6138 8003 0
Fax +43 6138 8003 81
info@wolfgangsee.at
http://www.wolfgangsee.at
Camping:
Seecamping Primus
Familie Appesbacher
Schwand 39
A-5342 Abersee
Tel: 0043-(0)6227/3228-0
Fax: 0043-(0)6227/3228-4
info@seecamping-primus.at
http://www.seecamping-primus.at

Bericht:           ©Karsten Kirchhoff
Fotos:              ©Karsten Kirchhoff